Kind mit Teddybären in der Hand. Im Hintergrund sieht man die Umrisse einer männlichen Person. Das Kind hat Angst vor Gewalt und Missbrauch.

Schutz unserer Kinder vor Gewalt und Missbrauch

Sexualisierte Gewalt

Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 15.701 Kinder polizeilich erfasst, die Opfer von sexuellem Missbrauch wurden. Es ist zu beachten, dass die wenigsten Vorfälle zur Anzeige gebracht werden, denn nur eine geringe Zahl der betroffenen Kinder schafft es, sich jemandem anzuvertrauen und sich Hilfe zu holen.

Die meisten Delikte passieren nicht im Affekt. Die Täter bereiten die Tat häufig akribisch vor. Wie wir aus Fällen in der Vergangenheit wissen, üben sie erhöhten Druck auf die Kinder aus, manipulieren sie und wissen genau, zu welchem Zeitpunkt sie ungestört zugreifen können. Fälle, in denen Behörden nur zögerlich einschreiten und dem Missbrauch nicht nachgehen wollen, existieren nachweislich viele.

Pädophile Netzwerke sind aktiv und ein Teil davon wurde im Jahre 2020 in Deutschland aufgedeckt. Das sogenannte Darknet gibt es als Marktplatz für sexuellen Kindesmissbrauch: Im hessischen Limburg zum Beispiel begann ein Prozess gegen die Betreiber der weltgrößten Pädophilen-Plattform „Elysium“. Als diese im Juni 2017 ausgehoben wurde, waren dort knapp 90.000 Mitglieder aktiv. Der unabhängige Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung Deutschland sagte: „Das Darknet ist seit Jahren Schutzraum für perfide Täter.“

Ein schlimmes traumatisierendes Erlebnis ist der Verrat durch Vertrauenspersonen vor allem dann, wenn der Missbrauch innerhalb der Familie stattfindet.

Die meisten Mädchen und Jungen, die sexuell missbraucht werden, fühlen sich schuldig und wertlos.

Wie kannst du dein Kind schützen, ihm Mut machen und eine emotionale Stärkung mitgeben?

  • Habe keine Angst vor Emotionen. Lass dein Kind seine Emotionen und Gefühle äußern, denn mit einem Gefühl zu reagieren macht uns Menschen aus. Hör deinem Kind aufmerksam zu und zeige Interesse. Setze aber auch klare und nachvollziehbare Grenzen. Denn Kinder brauchen einen klaren Rahmen sich spüren und erleben zu dürfen.
  • Hilf mit und unterstütze dein Kind dabei, seine eigenen Grenzen frühzeitig zu erkennen, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und anzusprechen
  • Beobachte: Wie erlebt mein Kind Körperberührungen? Welche Berührungen mag es und welche nicht? Achte auf seine Reaktionen? Wenn dein Kind nicht berührt oder geküsst werden möchte, musst du dies berücksichtigen. Es ist sein Körper und es sollte lernen zwischen guten und schlechten Berührungen zu unterscheiden, um ein gesundes Verhältnis zu seinem Körper aufzubauen.
  • Unterstütze dein Kind sich selber wahrzunehmen und zu erleben. Dadurch werden das Selbstbewusstsein und der Selbstwert gestärkt, denn Stärke kommt von innen.
  • Mach deinem Kind deutlich: Jedes Mädchen und jeder Junge hat das Recht, NEIN zu sagen, sich zu wehren und die richtige Hilfe zu holen.

Wie kannst du dies am besten im Alltag umsetzen?

  • Spiele mit deinem Kind Rollenspiele, z.B. mit Handpuppen oder Stofftieren. Stelle heikle Situationen auf spielerische Weise nach und mache deinem Kind Mut, NEIN sagen zu dürfen. Eine tolle Möglichkeit für diese Art von Rollenspielen sind die Living Puppets, die mithilfe des Klappmaulprinzips schnell zum Leben erweckt werden können.
  • Lese deinem Kind gute, altersgerechte Bücher und Geschichten zu diesem Thema vor. Mit dem Buch „Mein Körper gehört mir“ kann man Kindern bereits ab dem Kindergartenalter zeigen, wie wichtig es ist NEIN zu sagen und unangenehme Berührungen abzuwehren. Auch das Bilderbuch „Ich geh doch nicht mit jedem mit“ zeigt, wie klare Regeln und Absprachen Kinder schützen können.“ Weitere Buchempfehlung findest du hier.
  • Stehe neben deinem Kind, wenn es Süßigkeiten oder Geschenke von einer fremden oder anderen erwachsenen Person angeboten bekommt. Ausschließlich in deiner Gegenwart und mit deiner Zustimmung sollte dein Kind dieses Geschenk annehmen. Ansonsten sollte dein Kind ablehnen.
  • Zeige deinem Kind Wege zur Selbsthilfe und hilf mit, das Thema zu enttabuisieren. Denn das Schweigen hilft nur den Tätern.

Fange bei dir selbst an

Wie sollen wir unsere Kinder schützen, wenn wir nicht bei uns selbst anfangen?

Wir haben die Aufgabe, gute Vorbilder für unsere Kinder zu sein. Daher ist es wichtig, dass wir bei uns selbst anfangen und uns schützen. Frage dich selbst:

  • Wie gehst du mit emotionalen Themen um?
  • Kannst du klare Grenzen setzen und NEIN sagen?
  • Hast du einen respektvollen Umgang mit dir selbst und zu den Personen um dich herum?
  • Achtest du auf deinen Körper, deine Seele und deinen Geist?
  • Nimmst du deine Gefühle wahr?

Jeder Mensch hat ein Recht auf körperliche Unversehrtheit.

Weitere Informationen zu diesem Thema findest du auf meiner Homepage:

www.claudianappi.com